Wie Mieterstrommodelle die Energiewende vorantreiben können

Mieterstrommodelle sind ein Konzept im Bereich der erneuerbaren Energien. Es zielt darauf ab, Mietern von Wohnanlagen und Gewerbeeinheiten den direkten Bezug von vor Ort erzeugtem Strom zu ermöglichen, meist aus erneuerbaren Quellen wie Solarenergie. Dabei wird beispielsweise eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Gebäudes installiert und der dort produzierte Strom direkt an die Mieter im Gebäude verkauft. Mieterstrommodelle sind ein wichtiger Bestandteil der Energiewende und tragen dazu bei, die Energieversorgung dezentraler, nachhaltiger und nutzerorientierter zu gestalten. Sie bergen jedoch einige Herausforderungen, die es zu überwinden gilt.

Vorteile der Mieterstrommodelle

Die wesentlichen Aspekte der Mieterstrommodellen bieten folgende Vorteile:

  • Lokale Energieerzeugung: Die Energie wird direkt dort erzeugt, wo sie auch verbraucht wird. Das erhöht die Effizienz und reduziert die Energieverluste, die durch lange Übertragungswege oft entstehen.
  • Nutzung erneuerbarer Energien: Mieterstromprojekte basieren häufig auf erneuerbaren Energiequellen. Das reduziert CO2-Emissionen und trägt zur Förderung einer nachhaltigen Energieversorgung bei.
  • Wirtschaftlicher Vorteil für Mieter: Die Mieter können oft von günstigeren Strompreisen profitieren, da Zwischenhändler umgangen werden, die Kosten für die Energieerzeugung oft niedriger sind als die Marktpreise für Strom und keine Netzentgelte anfallen.
  • Förderung und gesetzliche Regelungen: In Deutschland werden Mieterstromprojekte durch gesetzliche Regelungen unterstützt und gefördert, um die Nutzung erneuerbarer Energien und die dezentrale Energieerzeugung zu stärken.
  • Gemeinschaftliche Beteiligung: Mieterstrommodelle können die Gemeinschaftsbildung innerhalb eines Wohnkomplexes fördern, da die Bewohner gemeinsam an der Energieerzeugung und -nutzung teilhaben.

Herausforderungen der Mieterstrommodelle

Die Vorteile der Mieterstrommodelle sind also sehr überzeugend – es gibt jedoch auch einige Herausforderungen und Hürden, mit denen es umzugehen gilt. Dazu gehören rechtliche, technische und finanzielle Themen:

  • Steigende Netzentgelte und Strompreise: Die Erhöhung der Netzentgelte ab 2024 führt zu höheren Strompreisen für Endverbraucher. Während Mieterstrombezieher von diesen Steigerungen nicht direkt betroffen sind, fehlt es Vermietern oft an Anreizen für die notwendigen Investitionen in Mieterstromprojekte. Die steigenden Kosten könnten jedoch auch eine Chance sein, da Mieterstrom dadurch relativ gesehen wirtschaftlicher wird.
  • Verspätete Fördermaßnahmen und regulatorische Unsicherheiten: Das „Solarpaket I“ der Bundesregierung, das die Förderung von Mieterstrommodellen verbessern und vereinfachen soll, ist verschoben worden. Diese Verzögerung führt zu Unsicherheiten bei potenziellen Investoren und Vermietern, und das wiederum reduziert die Bereitschaft von Investoren und Vermietern, in Mieterstromprojekte zu investieren.
  • Komplexität und Bürokratie: Obwohl mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2023 die Förderung von Mieterstrom verbessert wurde, bleiben die Hürden für die Umsetzung von Mieterstromprojekten, insbesondere für Vermieter und Wohneigentümergemeinschaften, relativ hoch. Die Entbürokratisierung und Vereinfachung der Regeln, wie im Entwurf der Photovoltaik-Strategie (zentraler Baustein der Energiewende und Klimapolitik in Deutschland) vorgesehen, sind essenziell, um diese Hürden zu überwinden. https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/klimaschutz/novelle-eeg-gesetz-2023-2023972 https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Meldung/2023/20230505-photovoltaik-strategie.html
  • Akzeptanz bei Mietern: Trotz der grundsätzlichen Bereitschaft der Mieter, Mieterstrom vom Vermieter zu beziehen, hängt deren Teilnahmebereitschaft stark von der Möglichkeit ab, dadurch Kosten zu sparen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit für Vermieter, wirtschaftlich attraktive Mieterstromangebote zu schaffen.
  • Technische und administrative Umsetzung: Die „gemeinschaftliche Gebäudeversorgung“ als Teil der Photovoltaik-Strategie soll die Umsetzung von Mieterstrommodellen vereinfachen, indem Strommengen aus Solaranlagen anteilig den Bewohnern zugerechnet werden. Jedoch erfordert auch dieses Modell eine technische und administrative Umsetzung, die für Anlagenbetreiber eine Herausforderung darstellen kann.

Diese Punkte zeigen, dass trotz der Vorteile und des Potenzials von Mieterstrommodellen zahlreiche Herausforderungen und Hürden bestehen, die adressiert und überwunden werden müssen, um deren Verbreitung und Erfolg zu sichern.

Die Abrechnung bei Mieterstrommodellen

Die Abrechnung bei Mieterstrommodellen erfolgt in der Regel über einen spezialisierten Anbieter, der als Mieterstromdienstleister agiert. Dieser kümmert sich um die technische und kaufmännische Abwicklung, einschließlich der Messung, der Abrechnung und des Verkaufs des Stroms an die Mieter. Die wesentlichen Schritte der Abrechnung umfassen:

  • Messung des Verbrauchs: Jede Wohneinheit wird mit einem eigenen Stromzähler ausgestattet, der den individuellen Stromverbrauch misst. Zusätzlich wird die Menge des erzeugten Stroms durch die Photovoltaik-Anlage oder eine andere Erzeugungsanlage gemessen.
  • Berechnung des Verbrauchs: Auf Basis der gemessenen Werte wird ermittelt, wie viel Strom jeder Mieter vom Mieterstromprojekt bezogen hat. Der nicht direkt verbrauchte Strom der Anlage kann ins öffentliche Netz eingespeist und zusätzlich vergütet werden.
  • Stromtarife: Der Mieterstromanbieter legt Tarife fest, die in der Regel günstiger sind als der Grundversorgungstarif des lokalen Energieversorgers, da Transport- und Netzgebühren teilweise entfallen. Die genauen Konditionen können je nach Anbieter und Projekt variieren.
  • Monatliche oder jährliche Abrechnung: Die Mieter erhalten eine Abrechnung über ihren Stromverbrauch, ähnlich wie bei einem normalen Energieversorger. Diese Abrechnung berücksichtigt den zu den vereinbarten Tarifen verbrauchten Mieterstrom sowie gegebenenfalls zusätzlich vom öffentlichen Netz bezogenen Strom, falls der Bedarf die Menge des erzeugten Mieterstroms übersteigt.
  • Vertragsgestaltung: Die Vertragsbedingungen zwischen Mieter und Mieterstromanbieter sind ein weiterer wichtiger Aspekt. Diese beinhalten in der Regel Laufzeiten, Kündigungsfristen und die genauen Tarifdetails.

Auch wenn die Abrechnung bei Mieterstrommodellen grundsätzlich aufwendig ist, sollte sie für die Mieter einfach und transparent gestaltet sein, um die Nutzung von lokal erzeugtem, erneuerbarem Strom zu fördern. Frederik Pfisterer ist Gründer und Geschäftsführer von Solarize Energy Solutions, die unter anderem eine Abrechnungssoftware für Mieterstrom anbietet. „Die sonst sehr aufwendigen Stromabrechnungen im Mieterstrommodell können mit dieser Abrechnungssoftware automatisiert erfolgen“, sagt er. „Immobilienbetreiber, die in Photovoltaik-Anlagen investieren, diese Anlagen wirtschaftlich betreiben, ihre PV-Pflicht erfüllen und nicht zuletzt ihr ESG-Rating verbessern wollen, sind dadurch wirksam entlastet.“

Gewerbeimmobilien perfekt für lokale Energiegewinnung

„Mieterstrom ist ein komplexes Thema, das im Gewerbe und im größeren wohnwirtschaftlichen Bereich aber sehr interessante Möglichkeiten eröffnet“, so die Einschätzung von Frederik Pfisterer weiter. „Insbesondere durch den Gleichlauf von Verbrauch und Photovoltaikproduktion eignen sich Gewerbeimmobilien ideal für lokale Energiegewinnung. Denn viele gewerbliche Mieter verbrauchen dann den meisten Strom, wenn die Sonne scheint: tagsüber. Neben günstigeren Energiekosten für Mieter, Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit ist auch die stärkere Unabhängigkeit von den Energieversorgern ein großer Vorteil: Durch die Eigenstromerzeugung sind die Mieter weniger von externen Strompreisschwankungen betroffen. Nicht zu vergessen ist die Wertsteigerung der Immobilie: Photovoltaikanlagen sind attraktive Investments, die zur Wertsteigerung der Immobilie beitragen. Insbesondere wenn bisher ungenutzte Flächen wie Dächer, Parkplätze oder Freiflächen für die Installation genutzt werden.“

Fazit

Mieterstrommodelle sind ein integraler Bestandteil der Energiewende, denn sie ermöglichen den direkten Bezug von lokal erzeugtem, erneuerbarem Strom und fördern dadurch eine dezentrale, nachhaltige und nutzerorientierte Energieversorgung. Trotz der Vorteile wie lokale Energieerzeugung, Nutzung erneuerbarer Energien, wirtschaftlicher Nutzen für Mieter und Förderung durch gesetzliche Regelungen gibt es Herausforderungen wie steigende Netzentgelte, verspätete Fördermaßnahmen, regulatorische Unsicherheiten, bürokratische Hürden und die Notwendigkeit der Akzeptanz bei Mietern. Spezialisierte Software zur Vereinfachung der Abrechnung leistet deshalb einen wirksamen Beitrag zur Entlastung der Betreiber von Anlagen zur lokalen Energiegewinnung.

##

Partner aus unserem Netzwerk

Solarize Energy Solutions GmbH

Die Solarize Energy Solutions GmbH aus Stuttgart, gegründet 2020 und mit heute 18 Mitarbeiten, hat sich auf die Automatisierung der Abrechnung von Mieterstrommodellen, On-Site-PPAs, gemeinschaftlicher Gebäudeversorgung und dynamischen Tarifen spezialisiert. Ihre Softwarelösung ermöglicht die Nutzung virtueller Zähler und anderer Innovationen, die die Energiewende unterstützen. Solarize richtet sich an PV-Anlagenbetreiber, die Immobilienwirtschaft und Stadtwerke/Energieversorger, um den Verkauf von lokal erzeugtem Grünstrom an Ort und Stelle zu vereinfachen. Das Unternehmen bietet individuelle Beratung, revisionssichere Abrechnung und Reportings sowie eine einfache Integration in bestehende Systeme.