Standortanalyse in der Immobilienwirtschaft: Wie Daten den Unterschied machen

In der Immobilienwirtschaft macht der Standort oft den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg eines Immobilienprojekts aus – ganz egal ob es sich um den Kauf, Verkauf, die Vermietung oder die Entwicklung einer Immobilie handelt. Doch wie bewertet man die Qualität eines Standorts objektiv? Die Antwort liegt in den dafür herangezogenen Daten. Sie müssen in erster Linie relevant, aber auch aktuell und schnell verfügbar sein.

Welche Daten sind für die Standortanalyse wichtig?

Eine Standortanalyse anhand von aktuellen Daten zur soziodemografischen und sozioökonomischen Ausgangslage steht also am Anfang eines jeden Immobilienvorhabens. Diese Daten geben Aufschluss über die Bevölkerungsstruktur, das Einkommensniveau, die Bildung, die Arbeitsmarktsituation und viele andere Faktoren, die für Immobilieneigentümer, Makler, Verwalter, Bestandshalter und Projektentwickler von entscheidender Bedeutung sind.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Standortanalyse ist die Markteinschätzung. Hierbei geht es darum, den Immobilienmarkt in der jeweiligen Stadt zu analysieren und zu verstehen, wie sich Angebot und Nachfrage nach Wohnimmobilien verändert haben. Dies beinhaltet auch die Bewertung von Preisniveaus in der Stadt und direkt am Standort. Ebenfalls sind Analysen zu Themen wie Nachhaltigkeit, Energieversorgung und sozialen Dimensionen, z.B. der Mietbelastungsquote, wichtig.

Praxisnahe Tipps zur Durchführung einer Standortanalyse

Eine effektive Standortanalyse beginnt mit einer gründlichen Recherche und der Auswahl verlässlicher Datenquellen. Dabei sollten Sie verschiedene Datenquellen in Betracht ziehen, wie z. B. Statistische Ämter und Marktforschungsinstitute.

  • Auswahl der richtigen Datenquellen: Es ist wichtig, verlässliche Datenquellen für die Standortanalyse zu nutzen. Statistische Ämter und Marktforschungsinstitute sind hierbei oft erste Anlaufstellen. Spezialisierte Dienstleister bieten Tools für Standortanalysen und Gebietsplanung an, die auf Location Intelligence basieren. Diese Tools nutzen räumliche Analysen, um die Auswahl der rentabelsten Standorte basierend auf dem Wettbewerb, demografischen Daten und auch Lieferketten zu ermöglichen.
  • Anwendung von GIS-Systemen zur räumlichen Darstellung und Analyse: Geografische Informationssysteme (GIS) können verwendet werden, um verborgene Muster und Trends sichtbar zu machen und die Markt- und Kundenanalyse zu verbessern. GIS-Systeme ermöglichen es außerdem, Standortdaten in Modelle für maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz zu integrieren.
  • Berücksichtigung von Faktoren wie Bevölkerungsdichte, Altersstruktur, Einkommensverteilung, Bildungsniveau und Arbeitslosenquote: Diese Faktoren können einen erheblichen Einfluss auf die Attraktivität eines Standorts haben. Zum Beispiel können Standorte mit einer hohen Bevölkerungsdichte und einem hohen Bildungsniveau für bestimmte Geschäfte attraktiver sein.

Die Bedeutung der Standortanalyse für strategische Entscheidungen

Die Standortanalyse ist nicht nur ein Werkzeug zur Bewertung der aktuellen Situation eines Standorts, sondern auch ein entscheidendes Instrument für zukünftige strategische Entscheidungen. Diese Punkte sind dabei wichtig:

  • Risikominimierung: Eine gründliche Standortanalyse kann potenzielle Risiken aufdecken, die mit einem bestimmten Standort verbunden sind, z.B. wirtschaftliche Unsicherheiten, demografische Veränderungen oder zukünftige Infrastrukturprojekte. Durch das Erkennen dieser Risiken können Immobilieninvestoren informierte Entscheidungen treffen und unerwünschte Überraschungen vermeiden.
  • Optimierung des Investitionsreturns: Durch die Identifizierung von Standorten mit hohem Potenzial können Investoren sicherstellen, dass ihre Investitionen den höchstmöglichen Return on Investment (ROI) erzielen.
  • Zukunftsorientierte Planung: Die Standortanalyse ermöglicht es Investoren und Entwicklern, zukünftige Trends und Entwicklungen zu erkennen. Dies kann bei der Planung zukünftiger Projekte oder bei der Anpassung bestehender Immobilienstrategien von unschätzbarem Wert sein.
  • Wettbewerbsvorteil: Ein tiefes Verständnis für einen Standort und seine Dynamik verschafft einem Unternehmen einen entscheidenden Vorteil gegenüber seinen Wettbewerbern. Dies ist besonders in gesättigten Märkten wichtig, wo der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg oft in der Qualität der durchgeführten Standortanalyse liegt.

Einen Standort in wenigen Minuten bewerten

Marvin Feuchthofen ist Geschäftsführer der InWIS Forschung und Beratung GmbH – ein Forschungs- und Beratungsunternehmen, das mit der Ruhr-Uni Bochum kooperiert und innovative Lösungen für die Wohnungswirtschaft entwickelt, unter anderem das Tool ISA (InWIS Standortanalyse). Dieses Tool unterstützt nicht nur Markt- und Standortanalysen, sondern bietet auch eine visuelle Darstellung von Standortdaten. Mit ISA können Nutzer über eine Landkarte Standorte analysieren und relevante Modelle herunterladen.

Dazu Marvin Feuchthofen: „Mit dem Tool können Immobilienprofis in wenigen Minuten einen Standort objektiv bewerten, ohne physisch vor Ort sein zu müssen – vor allem heute, wo es oft auf die Schnelligkeit von Entscheidungen ankommt, ist das ein immenser Benefit. Sie können mit dem Tool aber auch Miet- und Kaufpreisniveaus ableiten und Preisentscheidungen treffen, die sowohl für Käufer als auch Verkäufer vorteilhaft sind. Von Heizungsbauern, die die Art der Heizung in einem bestimmten Gebiet überprüfen möchten, bis hin zu Immobilienmaklern, die Kaufpreise ermitteln wollen – die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Besonders Bestandshalter und Entwickler scheinen jedoch den größten Nutzen aus dem Tool zu ziehen.“

Fazit

Die Immobilienwirtschaft steht ständig vor der Herausforderung, die richtigen Entscheidungen in einem dynamischen Marktumfeld zu treffen. Die Standortanalyse hat sich als unverzichtbares Instrument erwiesen, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Sie bietet nicht nur eine Momentaufnahme der aktuellen Situation eines Standorts, sondern liefert auch wertvolle Einblicke in zukünftige Trends und Entwicklungen.

Durch die Kombination von soziodemografischen und sozioökonomischen Daten können Immobilienprofis fundierte Entscheidungen treffen, die den Erfolg ihrer Projekte maximieren. Dabei geht es nicht nur darum, potenzielle Risiken zu identifizieren, sondern auch Chancen zu erkennen und zu nutzen.

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InWIS Forschung & Beratung GmbH

InWIS, 1994 in Bochum gegründet, steht für Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung. Ursprünglich war InWIS als An-Institut an der Ruhr-Universität Bochum gegründet worden. Heute bestehen zwei Schwester-Unternehmen unter dem Dach des EBZ – Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft: die gemeinnützige InWIS GmbH (An-Institut an der EBZ Business School (FH) und der Ruhr-Universität Bochum) und die InWIS Forschung & Beratung GmbH. Gemeinsam stehen beide für Kompetenz und Erfahrung rund um Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, Kommunal- und Politikberatung im Zusammenhang mit den Themenfeldern Wohnen und Immobilien.